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27.01.1999: Dynamo Dresden - Bayern München im Harbig-Stadion / Dresden
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Es war einmal eine Zeit, da wurde mein lustiges Studentenleben jäh durch ein Sportereignis
besonderer Art unterbrochen. Eine Fussballspielgruppe (so etwas wie die Anonymen Alkoholiker)
hatte sich angesagt. Grund war, daß Dynamo seinen Nachwuchs ins schwarze Bayern verkaufte und
die Ablöse aus einem Freundschaftsspiel besagter Mannschaft bestand. Für mich eine Premiere,
denn bisher hatte ich Fußball noch nie live in einem etwas größeren Stadion (außer dem von
Traktor U.) gesehen und die Dynamos erst recht nicht.
Also bewegten wir unsere sportgestählten Körper ins Dresdner Rudolf-Harbig-Stadion. Mit den zu
den normalen Preisen um fast 25% teureren Karten von der Sächsischen Zeitung in der Hand
reihten wir uns in die Schlange der Wartenden. Grund des Anstehens war, daß die wenigen Frauen
sich unbedingt ausführlich von den Ordnern am Einlaß untersuchen lassen mußten. Dabei hatten
die sicher dringenderes vor, sie suchten sicherlich Waffen, Sprengstoffe, Drogen und was man
sonst noch so als Ordner gebrauchen kann. Als erwähnenswert erachte ich noch das Wetter: Die
Sonne hatte sich am heutigen Tag freigenommen und Petrus beschüttete Dresden zur Feier des
Tages mit extrem viel Regen.
Als wir endlich unsere Stehplätze erreicht hatten wurde das Fachsimpeln der Leute um uns herum
immer aufdringlicher und auch wir versuchten uns mit Klugscheißereien. Dem einen musste dies,
dem anderen das erklärt werden. Die Viertelstunde vor dem Spiel versuchten wir mit allen
Mitteln der schleimigen "Hey, ich bin Wolfgang Petry, liebe euch alle und komme euch im Sommer
besuchen"-Werbung den Saft abzudrehen, aber wir fanden den Idioten nicht, der das eingespielt
hatte.
Dann kamen die Cheerleader! Yeah! Action! Einstimmig war die Meinung zu den Klamotten der
Mädchen: Sie hatten viel zu viel an! Nach den Damen trauten sich dann endlich mal die
Hauptdarsteller, also die Fußballer aufs Spielfeld. Und noch ehe wir es uns versahen, begann
auch schon das Spiel.
Na, wer hatte sich da wem angepasst? Die Bayern dem Wetter oder umgekehrt? Sie waren zwar da,
aber schliefen wohl noch! Aber trotzdem ein Lob: Es war nicht die, wie von vielen vermutet,
dritte Riege der Münchner aufgekreuzt, sondern schon die Leute, die gemeinhin als Stars
bezeichnet werden! Wow, so viele Millionäre hatte ich noch nie bewusst auf einem Haufen
gesehen! Aber dann das Spiel: Die Bayern hielten gerade mal einer halben Stunden dem massiven
Druck der hochmotivierten Dresdener Mannschaft stand. Besonders lustig kamen die peinlichen
Szenen direkt vor dem Münchner Tor das in der ersten Halbzeit vor dem Dynamo-Block stand. So
wurde die bekannteste Münchner Zehn (Spitzname Matthäus) gnadenlos getunnelt und dem
Schiedsrichter rutschten die Hosen - nee, letzteres war natürlich nur Spaß! Naja, was soll ich
sagen, nach 28 Minuten kam das, was meinetwegen schon 27 Minuten früher hätte kommen können:
Dynamo ging in Führung! Schönfeld war der Schütze dieses tollen Tores aus circa 3 Meter
Entfernung. Aber wie der Ball erstmal bis dorthin kam, war natürlich auch sehr nett anzusehen!
Irgendwie hätten die Dresdner das nicht tun sollen, denn jemand hatte daraufhin die Bayern
geweckt! Nein, sie spielten nicht schön oder interessant, es war ja schließlich nur ein
Freundschaftsspiel gegen einen drittklassigen ostdeutschen Gegner. Keine kilometerlangen
Dribblings, keine Fallrückzieher, kein Vorführen - aber leider trotzdem Tore. Zwei an der Zahl
noch vor der Pause! Der Stadionsprecher hatte gedroht, das Spiel abzubrechen, falls die
Dynamo-Fans nicht mit dem tollen Feuerwerk aufhören sollten. Die Drohung zog erst, nachdem die
Münchner in Führung gegangen waren.
Halbzeitpause. Wieder Cheerleaders! Aber leider mit noch mehr an. Also konnte man sich wieder
dem Fachsimpeln und dem Beschimpfen von Regenschirmträgern hingeben. Die waren so frech, allen
die Sicht zu nehmen, die kleiner als 1,90m sind. Irgendwie zählen ziemlich viele Leute
darunter!
Die Pause endete mit dutzendweisen Auswechslungen auf beiden Seiten, Matthäus war es wohl zu
kalt geworden. Aber zum Beispiel der Iraner Daei wollte sich scheinbar an die nördlichen
Temperaturen gewöhnen und ließ sich einwechseln. Na, wenn das mal nicht ein Fehler war! Denn
er war der einzige Münchner Spieler, der sich ein wenig Mühe gab! Und so schoß er auch gleich
mal das 4. und das 5. Tor für die Bundesligisten, nachdem Zickler (war er es?) das dritte
gemacht hatte. Das Wetter wurde proportional zum Ergebnis schlechter denn es fing an zu
schneien. Die Füße hörten auf zu existieren, ebenso wie die anfänglichen Sympathien zum
Schiedsrichter, der die Schneeflocken mit dem Ball verwechselte und die Dresdner ständig ins
Abseits schob. Wäre er nicht gewesen, hätte Dynamo sicher gewonnen und ein paar lustige
Schlägereien hätte es auf dem Platz dazu gegeben. Aber so...
Das Fazit des Nachmittags war, daß Dresden nur zweiter Sieger mit einem Tor war und die
Münchner 5 Tore hatten, daß sofort nach dem Abpfiff der Regen aufhörte und ich mich vielleicht
bei sommerlichen Temperaturen häufiger ins Harbig-Stadion verirre!
RetRo
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