|
The Crawling Kingsnake Blues Band - Stomp my Feet
|
|
|
(CKCD 0197-2)
Längst ist bekannt, daß auch in der Schweiz gute Bluesbands arbeiten,
nicht zuletzt Hank Shizzoe bewies mit seinen letzten Alben und dem
Auftritt im Bochumer MANDRAGORA den hohen Qualitätsstandard im Alpenländli.
Auch The Crawling Kingsnake Blues Band, 1994 nach einem Song von Big
Joe Williams gegründet, legt ein sound- und grafiktechnisch hervorragendes
Album vor. 12 von 14 Stücken sind Eigenkompositionen von Sänger und
Gitarrist Raph Bettex, zur Unterstützung hat sich das Trio einen
Keyboarder, einen Bläsersatz (darunter auch Bill Holden, der bereits zweimal
mit der Schweizer Jazzband "Twice a Week" im Mandragora spielte),
einen Akkordeonspieler, einen kompletten Chor, ein Streichquartett (!)
und eine ca. 20köpfige Fanfarengruppe ins Studio geholt.
Und gerade dies erweist sich als ein Problem der CD: Bei keinem Song
ist das Trio einmal solo zu hören, lediglich der erste und letzte
Song der CD lassen die Live-Performance der Band erahnen.
Auch wenn im Presse-Info zur CD steht: "Der Gruppe war es bewußt, daß
für eine Studioaufnahme ganz andere Argumente zählen als für einen
Konzertauftritt", sollten CD-Produktionen doch auch Ansätze zur
Präsentation der veröffentlichenden Band bieten. Einige Songs wirken
demnach sehr zusammengewürfelt, gar überarrangiert durch das große
Musikeraufkommen. "Let me Stay" hat nach jedem Break rhythmische Anlaufschwierigkeiten,
der Fanfarenbläsersatz bei "Mary had a little Lamb" ist unoriginell
arrangiert und sicherlich Geschmackssache, auch das akademisch
arrangierte Streichquartett in "Cold Winter Night" und "Help me trough
the Day" glättet eher die Emotionen der Songs, als ihnen eine neue
"Studio-Dimension" zu geben.
Begrüßt von den aufmunternden Klängen einer Dobro führt das erste Stück
der CD, "Both Day & Night", den Hörer erst einmal in die Irre, denn
Acoustic Blues ist nun wirklich nicht der rote Faden, der sich durch
das Album zieht - eher Shuffle-Blues ist vorwiegend vertreten, ergänzt von
einigen 6/8tel Slowblues.
Die Tatsache, daß so viele verschiedene Mitmusiker an der Produktion
beteiligt waren und die Experimentierfreude der Band ergaben dennoch
einige wirkliche Perlen unter den Stücken: "Spanish Moss" mit interessant
gesetztem Bläsersatz und songdienlicher Hammond, "Half this, half that"
mit einem tollen, für meinen Geschmack zu sehr in den Hintergrund
gemischten, Dale Powers am Piano und - meinem absoluten Favoriten -
"Scratchamatch", das mit seiner offenen Struktur (hervorragend der Chor
"Panga Lingua" - wenn das 'mal kein Synthesizer war ...) Atmosphären
zaubert, die an die guten, alten "Doors" erinnern (!).
Raph Bettex ist ein guter und souveräner Gitarrist mit Vorlieben zur
Vaughnschen Spielweise, seine Kompositionen sind durchaus interessant,
das Trio wird live wahrscheinlich die Hütte vor Spielfreude anzünden.
Ich empfehle diese CD den Fans neuer Spielarten des Blues und v.a.
Gitarristen des Texas-Blues, die ungewöhnlichen Arrangements offen gegenüber
sind. Eine technisch gute, ungewöhnliche Produktion aus der Schweiz!
Aus "UNITED JAZZ SOCIETY",
Ralf Weber
Weitere Kritik zu dieser CD schreiben
Neue Kritik zu einer CD schreiben
|
|