|
Colosseum - Bread & Circuses
|
|
|
(Cloud Nine Records, CLD 9190 2)
Nun, ich hasse diese Momente, in denen einem klar wird, daß die
ehemaligen musikalischen heroes - wie man selbst - älter und
einfallsloser geworden sind. Denn aus der oftmals für Innovation des
Jazz-Rocks stehenden Supertruppe Colosseum spricht auf dem neuen
Album, dem ersten Studio-Album nach 27 (!) Jahren (1995 erschien das
Live-Album "Colosseum LiveS - the Reunion Concerts"), eine Menge
Plagiat - sowohl von anderen Gruppen und Stilen als auch von sich
selbst!
Der Titelsong erinnert tatsächlich stark an "Whitesnake" (echt!),
auch wenn der Sound durch den Einsatz analoger Synthis (JX8P o.ä.)
wohl noch antiquarischer wirken soll; der Song "Big Deal" ist ein
toller Titel, aber dieser muß den Kollegen von "Steely Dan" bei einer
gemeinsamen Party aus der Tasche gerutscht sein - Komposition,
Arrangement und sogar Chorsatz und Melodieführung belegen dies
eindeutig.
Nunja, es gibt auch noch ein paar Titel, die dann wieder typisch an
die Gruppe um Hiseman, Farlowe und Heckstall-Smith erinnern, so
"High Time" als funky, im Solobereich swingiger Titel, das blues-rockige
"No Pleasin'", der fantastische Slow-Blues "Storms behind the Breeze",
dann der stampfende, abwechslungsreiche instrumentale "The One that got
away" (so wollen wir sie hören - hervorragende Handwerker!) und
"The other Side of the Sky" - nicht nur im Titel eine lustige hommage
an die leider viel zu früh vertorbenen "Pink Floyd" ...
Nun, vielleicht bin ich zu streng mit der Gesamt-Beurteilung, weil
sich mein Geschmack in andere Richtungen entwickelt hat und ich zuviel
Erwartungen an eine CD nach 27 Jahren Pause gestellt habe ... Für Fans
von Colosseum, die in alten Zeiten schwelgen wollen und handwerklich ausgezeichnet
gespielte Musik hören wollen: Dann bitte zugreifen.
Aus "UNITED JAZZ SOCIETY",
Ralf Weber
Weitere Kritik zu dieser CD schreiben
Neue Kritik zu einer CD schreiben
|
|