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02.11.1998: 44 Leningrad + Pressgang im KNM / Dresden

 
Klick!

Den Beginn des langen Abends machten erwartungsgemäß Pressgang. Wir konnten uns nicht einigen, ob sie als Vorband oder gleichberechtigt zu 44 Leningrad gekommen waren. Den Zuschauern war's egal - die ersten Reihen machten sich schonmal mit Tanzen warm. Die Frau am Bass und die 3 Männer, die wohl aus Irland kamen, spielten Irish-Folk im weitesten Sinne. Der mit Gitarren-Rock vermischte Sound gab meinem Gehör nach zu urteilen auch ab und an Ska-ähnliche Klänge von sich. Einigen Leuten, die wohl die Schnelligkeit der nachfolgenden Band erwarteten, war die Musik zu langsam, was sie zu Äusserungen wie diesen verleitete: "Die Leute auf der Bühne haben scheinbar mehr Spaß als ihre Musik". Tatsächlich rockten die männlichen Mitglieder der Pressgang (spricht man wohl englisch aus!) ziemlich ab, während die Dame sich darauf konzentrierte, ein freundliches Gesicht zu machen und ihr Instrument zu schonen.Von kurz nach 9 bis halb 11 hatten Pressgang keinerlei Mühe, die Massen in ihren Bann zu ziehen. Die Musik machte Spaß und die Vorfreude auf den Hauptact stieg.

Etwas Speed gefällig? Etwas laute Musik dazu? Und eine herumspringende Meute auch? Dann war man genau richtig bei 44 Leningrad. Ab 23 Uhr stieg die Luftfeuchtigkeit (oder war es Schweiß?) auf nahezu 100%. Die Fenster schwitzten und wurden aufgerissen, Menschen fetzten sich die Klamotten vom Leib und alles nur, weil vorn 5 MusikerInnen ihre Stimmen und Instrumente quälten. Etwas, was normalerweise nur in der Scheune funktioniert, nämlich daß der ganze Saal springt und tobt, gab es diesmal auch auf dieser vom GAG 18 organisierten Party im KNM. "Volksweisen" aus dem Musikbuch des Ostens früherer Jahre um den Faktor 5 bis 10 beschleunigt gaben den Rhythmus vor. Der Klang der Anlage im Klub war diesmal nicht so scheppernd wie bei anderen Konzerten, so daß man auch die Musik und nicht nur die Bässe genießen konnte.
Wer zwischendurch die unteren Räumlichkeiten aufsuchte, in denen meist parallel eine Disko läuft, fühlte sich in eine andere Dimension versetzt. Gegen die Geschwindigkeit von oben hörte sich Rosenstolz unten wie eine Rentner-Kaffefahrt ins Grüne an! Vielleicht lag es daran, oder an den für Montags-Events in der Mensa "hohen" Eintrittspreisen von 12 bzw. 15 DM, jedenfalls waren diesmal wirklich der Großteil der Besucher im Konzert-Bereich.
Trotz aller guter Stimmung gab es auch eine traurige Sache, die wohl die meisten im Saal nicht kalt ließ (wobei das sowieso kaum der Fall gewesen sein kann): Die Sängerin Jule vermisste ihre Buratino-Puppe, die wohl vor dem Konzert noch auf der Bühne und nun auf unerklärliche Weise verschwunden war. Leider fand sie sich nicht wieder ein.
Dafür fand ich den Abend wirklich super, obwohl ich nach dem Konzert nicht die kleinste Lust verspürte, mich noch einen Zentimeter zu bewegen. So viel schnelle Musik ist arg anstrengend...

RetRo

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