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Sneak-Preview-Film

American Beauty

 
Klick!

Jane haßt ihren Vater: "Wieso muß er so ein Schlappschwanz sein? Wieso spritzt er in seine Shorts ab, wenn ich eine Freundin mit nach Hause bringe?". Jane's Freundin sieht gut aus, hat offensichtlich mehr Erfahrung als ein Haufen Bordellmädchen und hinterläßt bei Jane's Vater (Kevin Spacey) offensichtlich bleibenden Eindruck.
Dieser beschließt daraufhin, sein Leben komplett umzukrempeln: Er kündigt seinen Job und krönt das Ganze mit einer erfolgreichen Erpressung seines (Ex-)Chefs. Er beginnt seinen Körper zu stählen, sagt seiner Frau seit Jahren mal wieder die Meinung und raucht endlich ("seit 1973 hat sich offensichtlich 'ne Menge verändert") mal wieder Haschisch. Dieses wird ihm vom Junior der neuen Nachbarfamilie besorgt. Dumm nur, daß dieser sich in Jane verknallt und sein Vater einer der herrschsüchtigsten Militärs der Neuzeit zu sein scheint. Zudem ist auch die Jane's Mutter nicht ganz tatenlos und bandelt mit dem Immobilienkönig der Stadt an. So hat also jeder irgendwie einen Grund, auf jemanden anders sauer zu sein. Und irgendwer wird nicht mehr sehr alt, doch derjenige hatte wohl gerade das beste Jahr seines Lebens hinter sich.

Kevin Spacey hat als der Psychopat aus Sieben wohl sein Image weggekriegt, so daß man es kaum glauben kann, wenn er einen "halbwegs normalen" Familienvater spielt. Doch er wirkt in American Beauty extrem sympatisch wie er so sein Leben von einem Tag zum nächsten umkrempelt. Den Sarkasmus, den er und der gesamte Film an den Tag legen macht viel Freude. Wer die langatmigen Traum-Passagen am Anfang übersteht, bekommt zum Schluß einen lustigen und einen traurigen Film, ein Happy- und ein Unhappy-End zu sehen. Und ansehen sollte man sich American Beauty auf jeden Fall!

RetRo



Lester Burnham (Kevin Spacey) befindet sich mitten in der Midlife-Crisis. Seine Frau Caroline will keinen Sex mehr, seine Tochter Jane hasst ihn und sein job macht ihm keinen Spaß mehr. Als er bei einer Schulveranstaltung eine Freundin senier Tochter, Angela, sieht, ist es um ihn geschehen. Als dann auch noch eine neue Familie nebenan einzieht, deren Sohn Ricky mit Drogen dealt und in Jane verknallt ist, scheint alles bestens. Lester kauft sich einen ordentlichen Vorrat Stoff, beginnt, seinen Körper zu trainieren und kündigt seinen Job - natürlich nicht, ohne seinen Boß um 60.000,-$ zu erpressen. Das das alles nicht wirklich gut enden kann, scheint logisch.
Bereits zu Anfang von "American beauty" weiß man, daß Lester am Ende sterben wird. Doch die Geschicht bei dahin ist einigermaßen amüsant, auch wenn es einige Längen zu überwinden gibt. Damit wären wir auch beim größten Kritikpunkt: der Film dauert annähernd zwei Stunden. 90 Minuten hätten es locker getan. Ansonsten kann man aber teilweise recht gut lachen, vor allem über die Annäherungsversuche von Lester an Angela. Fazit: streckenweise anstrengend, aber trotzdem nett.

Thors



"American Beauty" oder "Wie krieg' ich die Zeit bis zu meiner Beerdigung rum?"

Um gleich vorweg zu greifen, für die, die schon alles wissen (oder noch mehr wissen wollen oder nicht alles wissen können usw.): Amerikanischer Traum und der Gegensatz zur Wirklichkeit ... kann das alles sein, was der Film uns sagen will, mit all seine dramaturgischen, psychologischen, kongenvaskulären (mehr Worte, bitte, wie ich sie in anderen Kritiken so schön lesen konnte!) Elementen? Ist er nur deshalb gut, weil er die Diskrepanz von Schein-Wollen und Sein zeigt? NUR das?
"Nein, natürlich nicht nur das. Er hat auch sehr viel anderes Schönes", höre ich den begeisterten Zuhörer hinter mir mauscheln, "z.B. die Szene, wo" ... aber ich will selbst!

Die Voraussetzung beim Lesen des folgenden Textes: alle Begriffe und Definitionen setzen natürlich Altbekanntes voraus. Nicht, dass jetzt jedes dieser Worte gedreht, gewendet und in die Pfanne gehauen wird. "He, das hat er aber nicht erkannt. Das is doch grad der Witz."
Natürlich habe ich das.
Und mit diesem Wissen, mit dem, was Sie alles von diesem Film mitgenommen haben, können Sie (beruhigt) fortfahren.

Am Anfang war die Kamerafahrt auf eine amerikanische Stadt. Zoom darauf und ein Mann erzählt seinen ereignisreichen Tag, der mit morgendlicher Masturbation in der Dusche seinen Höhepunkt erreicht. Er muss diese Aktion deutlich kommentieren, sonst passiert folgendes: entweder blicken manche Leute ohne Kommentator (Rüdiger, was macht'n der da?) nicht durch, warum er das macht, oder hier soll die Freudlosigkeit des Ganzen durch stumpfe Erklärung gezeigt werden. Oder beides.
Der wichsende Familienvater Lester lebt tagaus, tagein, das selbe Leben, wird von seiner Familie als Verlierer angesehen, bestehend aus: seiner Frau, einer Maklerin, die sich nicht eingestehen will, dass auch sie die selbe Verliererin ist wie ihr Mann und ihre beider Tochter, ein abgestumpftes Mädel, das - unbewusst und verdrängend - gelangweilt den ewig sexuellen Eskapaden-Ausführungen ihrer blonden Freundin lauscht. Alle Schuld dem Vater erstmal.
Zu allem Glück zieht eine andere Familie in das Nachbarhaus ein: ein Sohn mit einer Videokamera, der abends Jane damit fotographiert, die das Interesse an ihr, das von der Freundin Angela nicht erwidert wird, sehr freut, aber anfangs natürlich reagiert, wie alle reagieren, mit Abfuhr.
Auf einer Party lernt das Ehepaar einen anderen Makler-"King" kennen, den die Frau sich im Laufe des Films angelt, um so den Frust um Lester loszuwerden, der beginnt, sich wegen Angela zu verändern. Lester verzieht sich und redet mit Nachbarssohn Ricky über Filme (und Drogen) und baut so sein angestautes Verhältnis zu Jane ab, die wiederum Ricky auch toll findet, weil er Abwechslung bietet, eine, die sie zwar nicht nachvollziehen kann, aber immerhin ist das was handfestes. Da hat man was eigenes. Und das wollen sie ja alle, individuell sein.
Jetzt könnte ich krampfhaft meine Ausführungen mit Worten spicken, die aller Welt schön im Mund herumlaufen, ausführen, wie schön das doch und so.
Aber ich will ja gar nicht den Film an sich beschreiben, sondern nur einen Überblick geben, also, was folgt: Video-Rickys Vater ist schwul, will nicht, dass sein Sohn einer von denen wird, der er selbst ist, und die er verabscheut, seine Frau kann ihm da auch nicht helfen, die weiß es längst, und ist eben darum nicht mehr ganz bei sich ("jaja, sie ist auch nicht anders als die anderen toten Bewohner der Stadt", äffe ich einen heiteren Zwischenruf nach) und sein Sohn kriegt vielleicht auch bald einen Teil einer Ahnung von Vaters Gelüsten.
Die Vorhersehbarkeit (Militarist küsst Lester, Angela ist noch Jungfrau, alter (neuer) Sack Lester packt sie deswegen nicht an, karrieregeile Hausfrau kann ihren Mann nicht umbringen, dafür ist sie zu kraftlos), soll vielleicht zeigen, dass Film nie Wirklichkeit richtig darstellen kann, oder aber Gefühle vermitteln, die Amerikaner mögen (wenn sie so gedankenlos sind wie Deutsche, die, erschreckend, "Ohhhh!" schreien, wenn der Colonel Lester abbusselt, was ihnen wenigstens in der Szene kurz bevor klargeworden sein sollte: Rickys Vater weint.).
Also ist das Ganze entweder eine sehr gute Darstellung von Figuren im Sinne von Brechts epischem Theater oder eine laue Satire im Stil von "Hach, so sans, die Leut...huch, so sind wir ja alle, Karl-Heinz". Hoffen wir nicht.
Denn, die Geschichte von einem Mann, der immer dasselbe "er" lebt, um eines Tages dann etwas zu finden, an dem er sich hochhangeln kann, um dann wieder zu leben, also ein Versuch, vom ewigen Tag-Traum in die lebendige Wirklichkeit vorzustoßen, ist sehr gähn.
Deswegen vielleicht auch der andere Titel, "Wie krieg ich die Zeit bis zu meiner Beerdigung rum". Man muss halt nur etwas finden, das einen ausfüllt bis zu einem bestimmten Punkt. Angenommen, der Sex mit Angela wäre vorbei, was dann für Lester? Lebt er wirklich, nur weil er sich momentan mal wieder gut fühlt?
Und wenn die Gedanken von Ricky, dem Schönheit über alles geht, ernst genommen werden sollten ("und die Musik untermalt ja diese Szenen mit der Tüte so fein", sagt mir einer, während ich mich mit Grausen abwende)........
Was wieder die Behauptung gewollter Übertreibung von Gefühlen, s.o., (filmisch) bestätigt. Bestätigen soll. Hoffe ich. Wie auch die Bussi-Szene von Rickys Vater. Wer da Gefühl erkennt, weiß nicht, was Realität und was Film ist ("aaach, darum geht's?").
Was übrigens auch besonders an den Rosen in Lesters Angela-Träumen zu sehen ist. Niemand würde, wenn er scharf auf ein Mädel ist, so etwas träumen. Und er ist bestimmt nicht verliebt. Und auch nicht in das Leben, das jetzt rosiger als früher ist, und das sich für ihn in Angela widerspiegelt, die ja in Wirklichkeit gar nicht Jungfrau, was eigentlich ein Gegensatz, der wiederum zeigt und so weiter. Nein.
Und die Aussprache. Was man nicht zeigen darf, soll man wenigstens hören können. Rückfall ins prüde Amerika?! Na gut, die Leute lachen sich kaputt mit Pfützenreiter-Komik, d.h. über alles lachen, was man sonst im Leben gewohnt ist, nicht zu sagen oder zu tun.
Hihi, ein Nackter. Hihi, "blasen", hihi, "ficken", (schön in Anführungszeichen, ich will mir ja nicht die Hände schmutzig machen!) sagt man doch nicht! So, dass man's hören kann!
Das sind die Leute, die im Kino sitzen und noch weniger verstehen (als ich oder irgendwer anders).
Und der Naziteller? Der würde sich ja in die Mentalität der "Leute, denen Totes mehr wert ist als Lebendes" schön einreihen und so sich nahtlos in die bloße Satire fügen. Ich denke aber immer noch, da muss mehr dahinter sein.
Für was die einzelnen Figuren stehen, soll jeder selbst entscheiden. Angela wäre ja schon geklärt, wenigstens, was sie nicht darstellt, für die, die alles schriftlich brauchen.

Urteil: Da ist mehr drin! Ich geh auf jeden Fall nochmal rein!

Ernst Blinst

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