St.Pauli Nacht heißt der neue Film von Sönke Wortmann. Er hat viel gemeinsam mit Nachtgestalten. Doch so gut ist er bei weitem nicht.
Jonny kommt frisch aus dem Knast und hat seine alten Kumpels, allen voran Brillie, am Hals. Sie denken, er hat dort geplaudert und wollen ihn deshalb aus dem Weg räumen. Er wird auf ungewöhnliche Art von zwei Jungen von seiner Freundin abgehalten. Damit nimmt das Unglück seinen Lauf, das "Bloody Dayz"-T-Shirt von einem der Jungs ist der beste Hinweis dafür.
Gleichzeitig wird ein armer Postangestellter von seiner Frau verlassen, nachdem er feststellt, daß sie ihn betrügt. Auf der anderen Seite bandelt ein Fitnesstrainer mit einer seiner Kundinnen an. Diese soll einen Werbespot für Feta-Käse drehen. Der Käse-Chef ist aber nicht nur an ihr als Werbeträger interessiert, sondern auch an ihrem leckeren Körper. Überhaupt sehen alle auftretenden Frauen wir gemalt und ausgeschnitten aus. Entweder hat Hamburg in dieser Hinsicht verdammt viel zu bieten oder die Filmemacher übertreiben wie immer maßlos.
Der Ex-Freund von Jonnys Freundin ist Taxifahrer Rasta Robby (Ill-Young Kim). Er hat im Laufe des Filmes mit so ziemlich allen Figuren mal zu tun und macht dabei noch den besten Eindruck.

Was sich hier ziemlich konfus anhört, ist es im Film stellenweise auch. Wortmann versucht eine ganze Menge Geschichten parallel zu erzählen. Dabei wird der Film völlig überfrachtet. Massenhaft Regisseure versuchen, Tarantinos Pulp Fiction zu toppen und treffen dabei schmerzlich daneben. Mehrere Stories gleichzeitig zu erzählen ist der neue Trend und dabei gleichen sich die Filme immer mehr an. Alles was in St. Pauli Nacht passiert, sind die Geschichten einer Nacht. Tote, Verletzte, brennende Häuser, Freudenhausbesuche. Fehlende Hochzeiten werden durch Romanzen am Rande ausgeglichen. Realismus ist ein Fremdwort. Und wenn mich in zwei Monaten jemand nach Nachgestalten oder St. Pauli Nacht fragt, werde ich die beiden Filme sicherlich hoffnungslos durcheinanderwerfen. Und das hat Nachtgestalten ganz sicher nicht verdient!

RetRo