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"Nackt" - David Sedaris
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Es gibt Bücher, die sind hervorragend geeignet für kurze U-Bahnfahrten,
andere wiederum eher für eine lange Reise. David Sedaris´ Nackt gehört
weder in die eine noch in die andere Kategorie, und es wäre gut, wenn
gleich auf dem Umschlag ein großer Aufkleber warnen würde: "Lesen Sie
dieses Buch nicht in Gegenwart anderer Menschen oder mit vollem Mund."
In siebzehn Episoden hat der Amerikaner Sedaris, der auf dem Buchcover
harmlos, freundlich und sympathisch lächelt, autobiographische
Erlebnisse festgehalten. Aber was für welche!
Es beginnt mit den Macken, die David während seiner Schulzeit befallen.
Eigentlich sind die genau sechshundertsiebenunddreißig Schritte des
Heimwegs harmlos. Bei seiner Tour hat er jedoch alle Briefkästen mit der
Zunge anzutippen und auffallende Grashalme zu berühren. Sollte er
vergessen haben, den Lichtschalter in der Schule abzulecken, dann muß
das Spiel wiederholt werden. Daß die Lehrerin die Eltern Davids um ein
Gespräch bittet, ist leicht verständlich.
Auch seine Schwestern sind für die Lehrer nicht einfach. "Die Mädchen in
meiner Familie spielten nicht Puppenhaus mit Puppenherd; sie spielten
Puppenbesserungsanstalt mit Puppenberuhigungszelle."
Man könnte noch seitenlang aus diesem absolut schrägen Roman zitieren,
der mit einer satten Portion Komik das normale Leben eines nicht ganz
alltäglichen jungen Mannes erzählt. Der Garant dafür, daß den deutschen
Lesern auch wirklich keine der witzigen Formulierungen unterschlagen
wird,
ist kein geringerer als Harry Rowohlt. Kenner wissen, daß man sich auf
ihn bei dieser Arbeit verlassen kann. Er ist ein Meister des richtigen
Tons.
Manuela Haselberger © 1998,1999 Amazon.com, Inc. und Tochtergesellschaften
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